Bäderwelt 2030
Eine szenariobasierte Analyse der Zukunft der Bäder
Fachkräftemangel, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie knappe Budgets on top – diese Gemengelage erfordert neue Planungshorizonte in der Bäderbranche. Doch angesichts der zunehmenden Volatilität und Komplexität erscheint vielen Entscheiderinnen und Entscheidern die mittel- und langfristige Planung immer schwieriger. Wie also am besten mit dieser strategischen Unsicherheit umgehen?
Foresight – Der etwas andere Blick in die Glaskugel
An diesem Punkt setzen Foresight-Prozesse an. Foresight – auf Deutsch: Vorausschau – ist ein methodengeleiteter, partizipativer und mittel- bis langfristig orientierter Prozess, der die systematische Erschließung zukünftiger Möglichkeitsräume zum Ziel hat. Foresight ist keine Prophetie. Es geht also nicht darum, die Zukunft exakt vorherzusagen, sondern plausible mögliche Zukunftsbilder (Zukünfte) zu erarbeiten, für deren Eintreten es heute schon Signale – mal schwächer, mal stärker – gibt.
Um zu erkunden, auf welche möglichen Zukunftsentwicklungen sich die Akteurinnen und Akteure des Badewesens bis 2030 einstellen müssen, beauftragte die DGfdB die Foresight-Beratung Z_punkt mit der Durchführung eines Szenarioprozesses, der relevante Stakeholder partizipativ miteinbezog.
Die wichtigsten Ergebnisse des Projekts finden Sie in der Broschüre Bäderwelt 2030, die wir Ihnen als Download zur Verfügung stellen, und direkt hier auf der Seite – u. a. ergänzt mit Videoclips und weltweiten „Zukunftssignalen“.
Vier Szenarien im Überblick
Im Szenarioprojekt „Bäderwelt 2030“ wurden vier Szenarien erarbeitet, die einen breiten zukünftigen Möglichkeitsraum abdecken, der unterschiedliche plausible wirtschaftliche, gesellschaftliche und technologische Entwicklungsmöglichkeiten beschreibt.
Im ersten Szenario streben die Menschen in Deutschland nach einem gesunden, leistungsfähigen Körper und präferieren ganzheitliche integrierte Sport- und Fitnessangebote. Schwimmen als „sanfte“, den ganzen Körper fordernde Sportart erlebt in diesem Zuge bundesweit eine Renaissance. Arbeitgeber, Staat und Kommunen fördern diese Entwicklung. Um im zunehmenden Wettbewerb dieses boomenden Fitnessmarktes mitzuhalten, setzen auch die öffentlichen Bäder konsequent auf Professionalisierung und Service-Orientierung. Dieses Szenario wurde von der Zukunftsdenkfabrik als Referenzszenario eingestuft, also als das Szenario erachtet, das nach heutigem Stand von den Expertinnen und Experten in den Workshops nach heutigem Wissensstand am wahrscheinlichsten beurteilt wurde.
Im zweiten Szenario haben digitale Technologien und Automatisierung die Lebenswelt im Jahr 2030 radikal verändert. Online- und Offline-Welten sind miteinander verschmolzen. Die Bäderwelt hat sich diesen Entwicklungen geöffnet und ist zum integralen Teil von Smart-City-Konzepten – und damit auch zu einer Schnittstelle im öffentlichen Raum – geworden. Der Einsatz von smarten Technologien ermöglicht im Badbetrieb Betriebs- wie Ökoeffizienz gleichermaßen. In den Bädern treffen innovative digitale Angebote wie VR-unterstütztes Schwimmen den Nerv der komfort- und erlebnisverwöhnten Badegäste.
Im Szenario 3 lassen klamme kommunale Kassen und steigende Nachfrage nach Bademöglichkeiten in den Hitzesommern vielerorts die Bürger selbst das Ruder in die Hand nehmen. Zahlreiche kleine, aber kreative Bürger-Bäder entstehen – oft auch nur temporär – in den Stadtvierteln und tragen zur Belebung des sozialen Lebens wie zur Kühlung der Mikro-Klimata gleichermaßen bei. Naturbäder erleben in dieser Zukunftswelt einen echten Boom. In dieser Dynamik öffnen sich auch kommunale Bäder vermehrt für Experimente und neue Kooperationsformen.
Szenario 4 beschreibt eine Zukunftswelt im Jahr 2030, in der ausgehend von starken Individualisierungsprozessen Sport- und Freizeitangebote einer immer weitergehenden Diversifizierung unterliegen. Schwimmen gilt hier vielen als „Sport von gestern“ und verliert weiter an Relevanz. Verstärkt wird diese Entwicklung durch eine polarisierte Gesellschaft, in der sich die Menschen immer mehr ins Private zurückziehen und öffentliche Orte wie Bäder meiden. In Folge der rückgängigen Nachfrage werden viele kommunale Bäder geschlossen. In mehreren Bundesländern findet ein verbindlicher Schwimmunterricht an den Schulen bereits nicht mehr statt.