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FAQ zum DGfdB-Pandemieplan

Wie im AB 04/2021 (siehe Seite 262) angekündigt, haben wir die wichtigsten Fragen der Teilnehmer:innen unserer beiden Online-Seminare zum DGfdB Fachbericht „Pandemieplan Bäder“ am 24. und 29. März 2021 gesammelt – und die passenden Antworten unserer Fachleute natürlich auch.

Michaela Franke ist stellvertretende Vorsitzende unseres Ausschusses Bäderbetrieb, Stefan Mersmann (unten im Bild) Obmann des Arbeitskreises Wasseraufbereitung und Michael Weilandt (ganz links im Bild, daneben DGfdB-Geschäftsführer Christian Mankel) als Leiter Forschung und Regelwerk Hauptverantwortlicher für den Pandemieplan.

Fragen zum Bäderbetrieb
 

Wie gehe ich mit externen Dienstleistern, z. B. Reinigungsfirmen, um?
Michaela Franke: Zunächst einmal müssen Sie schauen, was in Ihren Verträgen festgehalten ist. „Wenn im Pandemiefall keine Reinigung nötig ist, müssen Sie nichts zahlen“, steht dort vermutlich nicht drin. Es müssen individuelle, schriftlich festgehaltene Lösungen gefunden werden, mit denen beide Seiten gut zurechtkommen. Wir haben jeden Monat ein Gespräch mit unserem Anbieter, um zu klären, was Sinnvolles erledigt werden kann. Manchmal sind es ganz einfache Dinge, wie z. B. die Toilettenspülungen oder Duschen zu betätigen (siehe erste Frage zur Bädertechnik). Wir zahlen im Moment nur 20 % der üblichen Reinigungskosten. Ein Tipp für die Zukunft: Schauen Sie jetzt in Ruhe Ihre Verträge durch und überlegen Sie, was Sie bei einem Neuabschluss optimieren können. Vielleicht noch ein Beispiel, das zeigt, dass Einsparungen an den falschen Stellen wenig sinnvoll sind: Wir lassen zweimal im Jahr die Fenster von einer Firma putzen. Um Geld zu sparen, habe ich im vergangenen Jahr die Frühjahrsreinigung abbestellt. Das Problem: Im Herbst waren die Scheiben dann so stark verschmutzt, dass die Firma viel länger gebraucht hat und es deutlich teurer wurde. Dieses Jahr werde ich die Glasreinigung daher ganz normal durchführen lassen.

Wie ist die Schwimmausbildung der Auszubildenden geregelt, z. B. bei stark reduzierter Wassertemperatur?
Michaela Franke: Wir haben momentan eine Wassertemperatur zwischen 20 und 22 °C – das ist schon zumutbar. Wenn wir wissen, dass unsere Auszubildende trainieren kommt, drehen wir aber auch ein bisschen höher. Man kann natürlich auch über den Einsatz von Neoprenanzügen oder Kooperationen mit anderen Bädern nachdenken.

Brauchen wir bei einer Öffnung unter Pandemiebedingungen mehr Personal?
Michael Weilandt: Eine generelle Forderung nach mehr Personal lässt sich aus der Verkehrssicherungspflicht nicht ableiten (siehe Kapitel 7.2 des Pandemieplans). Für Freibäder kann es jedoch sinnvoll sein, an Tagen mit starkem Besucheraufkommen zur Unterstützung auf externes Sicherheitspersonal zurückzugreifen, das dann auch die Einhaltung der geforderten Sicherheitsabstände auf den Liegeflächen im Blick behalten kann.

Soll ich mich ganz normal auf eine Freibadsaison (z. B. ab Mitte Mai) vorbereiten?
Michaela Franke: Ja, wir haben unsere Vorbereitungen Anfang März gestartet und ich kann auch nur jedem den Tipp geben, dies zu tun. Politische Entscheidungen können manchmal auch ganz schnell getroffen werden und wenn die Bäder öffnen dürfen, aber dann nicht sofort können, stößt das zurecht auf Unverständnis in der Politik und bei den Gästen.

Wie sollte die Maskenpflicht im Freibad gehandhabt werden?
Michaela Franke: 2020 bestand die Maskenpflicht bei uns nur in geschlossenen Räumen (Kassenbereich, Umkleiden), in diesem Jahr haben wir aber eine Ausweitung auf Verkehrswege vorgenommen, sodass die gleichen Regeln wie im Hallenbad gelten (siehe Kapitel 7.6.6). In den Duschen darf die Maske natürlich abgelegt werden.

Ändert sich an den normalen Reinigungsroutinen während des Betriebs etwas?
Michaela Franke: Ja, wir reinigen mehr als im normalen Betrieb – schon allein, um den Gästen ein sicheres Gefühl zu vermitteln. Es geht aber mehr um Kontaktflächen wie Türgriffe und Sanitärarmaturen. Eine zusätzliche Desinfektion der Bodenflächen (Beckenumgang) halte ich bspw. nicht für nötig.

Sollten Bäder kostenlose Schnelltests für ihre Gäste anbieten?
Michael Weilandt: Das ist natürlich vor allem eine Kostenfrage. In der Therme Erding bspw. überlegt man schon, eigene Tests anzubieten. Bei dem hohen Eintrittspreis fallen die Kosten dafür dann aber auch nicht so sehr ins Gewicht. Kommunale Bäder sollten eher darauf bauen, dass Testergebnisse mitgebracht werden. Eine spontane Idee, die mir gerade kommt: Man könnte doch anbieten, dass auf einem Teil des Parkplatzes ein Testzentrum eingerichtet werden kann. Dann könnten die Gäste sich gleich vor dem Badbesuch ohne Umwege testen lassen.

Gibt es die Möglichkeit, Schwimmbadpersonal vorzeitig impfen zu lassen?
Michaela Franke: Ich mache mir keine große Hoffnung, dass wir, die am Beckenrand stehen, vorzeitig geimpft werden, da Bäder nun mal als Freizeitstätte gesehen werden, die nicht unbedingt geöffnet sein müssen. Aber ich spreche hauptsächlich für Bayern, in anderen Bundesländern kann das ganz anders aussehen.

Michael Weilandt: Die DGfdB hat momentan einen Brief an die Bundesregierung in der Pipeline, in der auch auf das Thema Impfungen eingegangen wird. Darin wird z. B. gefordert, dass Schwimmbadpersonal mehr in Richtung Rettungspersonal eingeordnet wird, da Erste-Hilfe-Leistungen ein Bestandteil der Arbeit sind. Dieses Schreiben soll jedoch erst zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt auf den Tisch kommen.

Fragen zur Bädertechnik
 

Wo passieren in technischer Hinsicht die größten Fehler, worauf müssen wir im Stand-by-Betrieb besonders achten?
Stefan Mersmann: Freibadmitarbeiter:innen sind es gewohnt, sich die ganze Wintersaison über sorgsam um ihre technischen Anlagen zu kümmern. Da guckt regelmäßig jemand, dass nichts undicht ist, und da wird jedes Pumpenlüfterrad einmal gedreht, damit die Lager und Wellen nicht festsitzen. Wenn ein technischer Mangel am Schaltschrank festgestellt wird oder die Abwasserpumpe nicht mehr funktioniert, wird eine Firma angerufen, die das repariert. Eine solche Routine muss nun auch in den Hallenbädern gelebt werden. Noch ein Problem sehe ich bei einer sog. „biologischen Zeitbombe“, die droht, wenn Trinkwasserrohrnetze nicht konsequent gespült werden. Alle Sanitärarmaturen und Reinigungszapfstellen müssen laut Regelwerk mindestens alle 72 Stunden, besser alle 48 Stunden, betätigt werden – ca. drei Minuten lang, damit das ganze Leitungsvolumen bis zum Hauptstrang entleert und ausgetauscht wird. Da können bei großen Bädern ohne automatisierte Spülung schnell mal fünf, sechs Arbeitsstunden alle zwei Tage zusammenkommen, aber die sollten Sie auch investieren. Das Schlimmste wäre doch, wenn eine Öffnung irgendwann wieder möglich ist, dann aber an einem Positiv-Befund des Gesundheitsamtes scheitert.

Ist die tageweise Abschaltung der Wasseraufbereitung, quasi eine Art Intervallbetrieb, eine Option, um mit vertretbarem Risiko Kosten zu sparen?
Stefan Mersmann: Nein, auf keinen Fall! Auch ohne Badegäste sammeln sich Verunreinigungen und Nebenreaktionsprodukte der Chlorung im Wasser, und deshalb brauche ich eine permanent funktionierende Wasseraufbereitung. Wenn ich ein Intervall unterbreche und später wieder anfahre, dann löst sich Schmutz von den Filterkörnchen und ich spüle es wieder ein – und dadurch habe ich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich Sediment z. B. in Leitungen ablagert, was ich zunächst vielleicht nicht bemerke, was aber Futter für die Biofilmbildung ist. Man kann natürlich alles etwas reduzieren: Ich muss nicht mit 0,6 mg Chlor fahren, ich kann vielleicht auf 0,4 mg runtergehen, und ich kann den Volumenstrom vielleicht von 100 % auf 60 oder 70 reduzieren. Nur bitte die Anlage nicht stehenlassen!

Bringt es etwas, die Filter einer Lüftungsanlage häufiger zu wechseln? Erreicht man dadurch eine höhere Wirksamkeit?
Stefan Mersmann: Die Filter sind in der Regel Einmalfilter und halten vorrangig Partikel zurück. Um den Verschleiß festzustellen, werden Differenzdruckmessungen durchgeführt – auf der zugeströmten und auf der abgeströmten Seite des Filters. Übersteigt der Druck einen in den Regelwerken festgelegten Wert von z. B. 200 mbar, sollte der Filter gewechselt werden. Auch wenn sie ursprünglich nicht dafür konstruiert wurden, halten diese Filter auch zu einem hohen Anteil Aerosole zurück, an denen Viren gebunden sind. Weil die Filter sehr gut durchströmt sind (Geschwindigkeiten von 5–7 m/s), trocknen die Aerosole dort ab und die Viren werden inaktiviert. Daher sollte man sich überlegen, ein Filterupgrade durchzuführen (siehe Kapitel 6.2.4).

Gilt der „Freispruch" des Badewassers im Hinblick auf die Virenbelastung auch bei biologischer Wasseraufbereitung?
Stefan Mersmann: Nach meinem Kenntnisstand liegen beim Umweltbundesamt (UBA) keine abgesicherten Ergebnisse dazu vor. Das UBA sagt aber ganz allgemein, dass sich Ergebnisse von Tests in mit Chlor desinfiziertem Wasser nicht auf Wasser mit biologischer Wasseraufbereitung übertragen lassen. Trotzdem sehe ich es so: Die Gefahr, sich über den Luftweg zu infizieren, ist voraussichtlich um ein Vielfaches höher, weshalb diese Betrachtung eine wichtigere Rolle spielt als die Unterscheidung zwischen einer konventionellen Wasseraufbereitung und einer biologischen bzw. auch keiner Wasseraufbereitung wie an Badestellen an Naturgewässern. Auch zu den Abstandsregeln bzw. der Belegungsdichte in nicht desinfiziertem Wasser liegen nach meinem Kenntnisstand keine abgesicherten Untersuchungsergebnisse vor.

Autor
Michael Weilandt
Datum
31.03.2021
Rubrik
News